Wie ERP-Projekte (nicht) scheitern – Rückblick auf die ERP-Fachtagung an der FH Kufstein

Welche typischen Fehler führen ERP-Projekte in den Stillstand und wie lassen sie sich vermeiden? Diese Frage stand im Zentrum des Vortrags von Mag. Johannes Keckeis im Rahmen ERP-Fachtagung an der FH Kufstein Tirol. In einer Mischung aus Fachwissen und pointiertem Vortrag wurden praxisnahe Impulse für eine erfolgreiche Systemauswahl und -einführung gegeben.

Am 16. Mai 2025 fand an der FH Kufstein Tirol die erste ERP-Fachtagung statt. Organisiert wurde die Veranstaltung vom ERP-Kompetenzzentrum unter der Leitung von Dr. Nico Deistler, mit aktiver Unterstützung durch den Masterstudiengang ERP-Systeme & Geschäftsprozessmanagement. Ziel der Fachtagung war, zentrale Fragestellungen rund um moderne ERP-Systeme und deren Rolle im digitalen Wandel praxisnah zu beleuchten.

Das Leitthema „Wie verändern Public Cloud und KI die ERP-Welt?“ bildete den Rahmen für eine Vielzahl spannender Fachbeiträge. Diskutiert wurden unter anderem cloudbasierte Betriebsmodelle, moderne Lizenzstrategien sowie die Nutzung KI-gestützter Prognose- und Analysesysteme.

Auch die SIS Consulting war auf der ERP-Fachtagung an der FH-Kufstein vertreten. Herr Mag. Johannes Keckeis setzte besondere Impulse mit seinem Vortrag “Wie ERP-Projekte (nicht) scheitern”.

Highlights des Vortrags:

  • Starten Sie ohne ERP-Strategie:
    Wer ein ERP-Projekt wirklich konsequent scheitern lassen möchte, beginnt idealerweise ohne jegliche strategische Überlegung. Es reicht völlig aus, das Ganze als IT-Projekt zu betrachten, schließlich geht es ja nur um Software. Unternehmensziele, Prozesse oder langfristige Auswirkungen sind dabei nebensächlich. Eine strategische Verankerung würde das Projekt ohnehin nur verkomplizieren und Erwartungen schüren, die man später schwer erfüllen kann.
  • Sparen Sie sich das Lastenheft:
    Auch eine gründliche Anforderungsaufnahme ist verzichtbar. Warum Wochen oder gar Monate in Interviews, Prozessanalysen und die Erstellung eines Lastenhefts investieren, wenn man einfach mit dem Gefühl starten kann, “Es muss alles so sein wie jetzt, nur besser“? Am besten lässt man die Anforderungen so vage wie möglich das schafft später Spielraum für Interpretationen und sorgt für spannende Überraschungen in der Implementierung.
  • Wählen Sie nach Bauchgefühl aus:
    Die Systemauswahl selbst sollte möglichst ungeplant erfolgen. Eine fundierte Methodik und Bewertungskriterien sind überbewertet. Besser ist es, sich von der Präsentation des Anbieters begeistern zu lassen und auf Design und Sympathie zu setzen. Referenzkunden oder echte Use Cases würden nur verunsichern.
  • Unterschreiben Sie Verträge, ohne sie zu lesen:
    Der Anbieter weiß schon, was wichtig ist. Ein Vertrag lebt schließlich vom Vertrauen, je weniger konkret geregelt ist, desto besser. Rollen und Zuständigkeiten müssen nicht genau benannt werden und der Projektumfang sollte möglichst offenbleiben, um agile Nachverhandlungen jederzeit zu ermöglichen. Das Lastenheft sollte keinesfalls Bestandteil des Vertrags sein, sonst müsste man sich später noch daran halten.
  • Setzen Sie auf das falsche Team
    Nominieren Sie Key User:innen, die keine Zeit haben oder nichts mit dem Projekt zu tun haben. Change-Management ist überbewertet und Veränderungen kommen ohnehin, man muss sie nicht begleiten. Informieren Sie nicht, sondern vertrauen Sie auf den Flurfunk. Sorgen Sie für Unsicherheit, indem Sie Gerüchte sich selbst überlassen.

 

Fazit:

Es gibt viele Wege, ein ERP-Projekt scheitern zu lassen, aber wer sich wirklich Mühe gibt, kann schon vor dem Start die entscheidenden Fehler machen. Der Vortrag zeigte auf provokante Weise, wie typische Fehlentscheidungen ERP-Projekte zum Scheitern bringen, nicht wegen technischer Probleme, sondern durch fehlende Strategie, unklare Anforderungen und mangelhafte Kommunikation. Wer die angeführten Fehler erkennt und bewusst vermeidet, schafft die Basis für ein erfolgreiches, zukunftsfähiges ERP-Projekt.

 

Weitere Informationen zur ERP Tagung 2025 finden Sie hier.